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Erbarme, zu schbääd, die Hesse komme!

Ein Blick in die Abonnentenliste von 727 erinnerte mich daran, dass ich ja hier nur geduldeter Asylant bin und damit ich eine weitere Duldung genießen kann, möchte ich meinen Nachweis über intensive Beschäftigung mit Leitkulturen aller Art absolvieren. Germania und Austria verbindet ja nicht nur die Sprache, auch wenn in einer dazwischen liegenden Zone Schwäbisch oder Bayrisch gesprochen wird. Aus meiner Asylanten-Perspektive finde ich in beiden Ländern genug, mich fremd und damit heimisch zu fühlen. Eigentlich wollte ich jetzt über Kärntner Weihnachtsbäume im Vatikan schreiben, beides gäbe für mich als gelernten Ketzer genug Stoff her, oder besser noch über das Leid mit der Kultur nördlich der Alpen, aber gerade in unseren bewegten Tagen möchte ich mich outen, dass ich doch einen Rest von Ehrgefühl bewahrt habe und sich selbiges auch noch regional ausgedehnt hat.

Als Weltbürger, der überall genug findet sich fremd zu fühlen, beschränkt sich mein Nationalstolz für gewöhnlich auf den Bereich, den ich erblicke, wenn ich vom Dach meines Hauses rundum blicke und dann das sehe, was mir vertraut ist; diese Perspektive hat den Vorteil, dass ich meinen Stolz überall hin mitnehmen kann: ich bin überall zu Hause, indem ich mich auf das Dach begebe und rundum blicke. Dass sich mein Horizont stark erweitert hat, auf Hessen, hat weniger mit unserer Landesregierung zu tun, auch wenn ich da genug Fremdes zum Wohlfühlen entdecken kann, sondern ausgerechnet mit der uns allen bekannten blauen 3 Buchstaben Company.

Nachdem die Schwaben bei der Neuentwicklung von RPG die Nase vorne hatten und sich RPG LE (lies: errbegehläh, mit ansteigender Stimme gegen Ende) als Name durchsetzte, waren bei der Neubenamung der AS/400 (manche von Ihnen kennen diesen Rechner noch ) wieder mal die Hessen gefordert. Der Hesse ansich redet ja bekanntermaßen nicht viel drumherum: wo in anderen Regionen weit ausholend "ich habe Sie nicht ganz richtig verstanden, könnten Sie das zuletzt gesagte bitte noch mal wiederholen" drumherum geschwafelt wird, sagen wir kurz und prägnant "Hähh" (wobei das Doppel-h am Schluss der Verkürzung des voraus gehenden ä dient). Das unnötige drumherum Gerede, wenn man einen Computer meinte und dann System 390, AIX oder Netfinity mit Linux, oder auch Aptiva, oder Netfinity Server, oder AS/400 sagte, diente ja letztlich mehr der Sprachverwirrung, denn der inhaltlichen Klarheit. Den meisten Kunden ist es sowieso egal, was sie bekommen, Hauptsache blau (vielleicht kommt dieser Beitrag jetzt auch bei COMMON unter).

Gedacht, gemacht wurde ein internationales Expertenteam unter Leitung eines hessischen Projektmanagers damit beauftragt einen neuen Namen für alles zu kreieren, "hähh ?", was durchaus passend gewesen wäre, wurde insbesondere mit Rücksicht auf frankophile Interessen verworfen, das gesprochene h im Anlaut war hier nicht zumutbar. Der internationale Kompromiss, der dann gefunden wurde, hieß zunächst nur series, als der hessische Projektmanager auf der Pressekonferenz dann gefragt wurde, (dieses Interna wurde nicht von dem COMMON Sonderkorrespondenten ausgeplaudert) wie der neue Name denn laute, leitete dieser sein Statement mit der Begrüßung aller Teilnehmer ein und verkündete dann den Namen: "Ei, series!".

In der Chefetage eines deutsch-amerikanischen Automobilkonzernes hat man schon angefragt, ob der Projektmanager bei ihnen tätig werden kann, da die unübersichtliche Produktpalette bei den Kunden zur Verwirrung führe und die Positionierung einzelner Linien zu wünschen übrig lasse. Vielleicht heißt auch Ihr Fahrzeug mit dem mehr oder weniger deformierten Stern demnächst nur noch: ei-auto.

Allen einen guten Rutsch (auch nachträglich), bei einem Bembel (lies Krügerl) Äbbelwoi (lies Heurigen)!

Dieter Bender

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